Wer hat den Gin Tonic erfunden?

Kai Nagel

Gin Tonic zählt bis heute zu den beliebtesten Getränken, die über den Tresen gehen. Das aromatische Getränk aus Gin und Tonic Water wird meist im Mischverhältnis 1:3 angeboten und ist keineswegs eine neue Erfindung. Bereits im 19. Jahrhundert wurde der Long Drink zunächst im fernen Osten ein Verkaufsschlager. Doch woher stammt Gin Tonic und wer hat ihn erfunden?

Auf Spurensuche – die Ursprünge von Gin und Tonic Water

Um zu verstehen, was es mit dem Long Drink auf sich hat, müssen wir uns in den südlichen Teil der Erde begeben. Zur damaligen Zeit gehörte Indien zum britischen Weltimperium und eine Vielzahl von Soldaten sowie Teile der britischen Mittel- und Oberschicht lebten im südasiatischen Reich.

In den dortigen Clubs und Bars waren alkoholische Drinks begehrt und Gin, ursprünglich aus den Niederlanden stammend, war bereits seit vielen Jahrzehnten beliebt. Die Geschichte des Gins geht auf Franz de le Boe (Franciscus Sylvius) zurück, der als deutscher Arzt in den Niederlanden tätig war. Auf der Suche nach einem neuen Medikament gegen Nierenleiden experimentierte er mit Schnaps aus Wacholder. Der Pflanze wurden bereits damals verschiedene positive gesundheitliche Wirkungen und den Patienten eine gute Verträglichkeit nach dem Genuss zugeschrieben. Aus diesem Grund wurde der Schnaps über militärische Beziehungen der Niederlande zu Großbritannien schließlich auch dort verkauft. So sagt es die Legende, wer oder wie der Gin erfunden wurde.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Gin zum Verkaufsschlager. Dies führte gar bis zu Beschränkungen der Produktion aufgrund des exzessiven Konsums der Briten. Gin wurde fortan ein fester Bestandteil der britischen Trinkkultur und hielt über Großbritanniens Ränkespiele im Kolonialismus wiederum auch in Indien Einzug.

Wo kam das Tonic her

Auch Tonic Water entstand zunächst in einem medizinischen Zusammenhang. Das heutige Erfrischungsgetränk enthielt früher größere Mengen Chinin, welche aus südamerikanischen Chinarindenbäume gewonnen werden. Chinarinde wurde über Handelswege von Peru aus im Zusammenhang mit Krankheiten nach Erzählungen indigener Völker eine fiebersenkende Wirkung zugeschrieben. Deshalb extrahierten die beiden Apotheker Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou 1820 vermutlich als erste den Wirkstoff aus der Chinarinde extrahierten.

Chinin entwickelte sich schnell zum einzigen Mittel, welches zur damaligen Zeit im Kampf gegen die Malaria eingesetzt werden konnte. In Indien stationierte britische Soldaten mischten es regelmäßig Vorbeugung gegen die Malaria mit Brandy, Rum oder Sherry, um die im Chinin enthaltenen Bitterstoffe geschmackvoller zu gestalten.

Zur Verbesserung des Geschmacks entwickelte schließlich der Engländer Eramus Bond 1858 als erstes ein Getränk aus Chinin, Sodawasser und Zucker. Er hat dies unter dem Namen Tonic Water patentieren lassen. Schweppes zog 1870 schließlich mit einer veränderten Rezeptur nach und Tonic Water entwickelte sich zum Verkaufsschlager südlich des Äquators.

Ein Getränk der Briten in Indien

Doch was hat es mit dem heutigen Gin Tonic auf sich? Die erste tatsächlich dokumentierte wörtliche Quelle von Gin Tonic ist zweifelsfrei ein Sportmagazin namens Oriental Sporting Magazine aus dem Jahr 1868. Es dokumentiert Rufe englischer Sportsmänner nach Abschluss eines Pferdewettrennens nach dem alkoholischen Getränk.

Auch in späteren Quellen taucht Gin Tonic immer wieder in Erwähnungen im Zusammenhang mit Trinkgesellschaften auf. Eine häufig verbreitete Version der Herkunft lautet, dass Gin Tonic eine Erfindung des Militärs war. Sicher belegt ist, dass Soldaten zweifellos Chinin und später Tonic Water mit verschiedenen alkoholischen Getränken wie Rum oder Brandy mischten. Nach verbreiteter Ansicht wurde daraus mit der Zeit der Gin Tonic.

In einem neueren Buch von Kim Walker wird diese Version wiederum angezweifelt. Andere alkoholische Getränke bei den Soldaten zunächst beliebter gewesen seien als der Gin. Der Longdrink findet auch später im militärischen Kontext erwähnung. Jedoch ist Gin Tonic nach dieser Ansicht eher ein zufälliges Produkt der englischen Alkoholkultur in Indien und wurde dort im Zusammenhang mit Sport- und Genussgetränken entwickelt.

Wie ging es mit dem Gin Tonic weiter?

Welche Person die erste war, die Gin mit Tonic Water mischte und somit das Getränk erfand, ist insofern nicht zweifelsfrei belegt. Das Gin Tonic im Zusammenhang mit sportlichen Events getrunken wurde ist sicher kein Zufall.

Im 19. Jahrhundert wurden Bitters in vielfältiger Form alkoholischen Getränken beigemischt und es entstand eine Vielzahl verschiedener Cocktails und Longdrinks. Diese wurden von gehobenen Gesellschaften in entsprechenden Clubs und Gesellschaften gern getrunken. Höchstwahrscheinlich geht daher auch der Gin Tonic auf die Mischversuche in Indien stationierter Briten zurück.

In den höheren Kreisen des britischen Empires war der Genuss von Alkohol sozial erwünscht und ein nahezu täglicher Begleiter. Auch Gin zählte zu den beliebten Getränken und wurde bereits vor Erfindung des Gin Tonics mit Sodawasser, Zucker und anderen Gewürznoten genossen. Longdrinks mit bitterer Note waren schon zur damaligen Zeit sehr beliebt.

Fazit:

Gin Tonic, ob nun von Soldaten oder Barkeepern erfunden, ist zweifelsohne eine Erfindung britisch-indischer Trinkkultur. Zwar kann das Getränk keiner spezifischen Einzelperson zweifelsfrei zugeordnet werden. Eines steht jedoch fest: Der Geschmack des Getränks erfreut bis heute zu Recht die Herzen von Genießern auf der ganzen Welt.

Mit dem Seeräuber Gin kann man toll auf Spurensuche der Wahrheit gehen und vielleicht eine ganz andere Legende finden.

Gina und Kai an der Brennblase des Seeräuber Gins
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