Ideologie schlägt Vernunft

Warum wir uns mit schlechten Entscheidungen belügen

Wir leben in einer Zeit, in der moralische Überzeugungen oft mehr zählen als Fakten. Es geht nicht mehr darum, ob etwas tatsächlich besser ist, sondern nur noch darum, ob es sich besser anfühlt. Statt auf Vernunft zu setzen, ersetzen wir Dinge, die wir als „schlecht“ einstufen, durch Alternativen, die oft noch problematischer sind – alles mit einem wohlklingenden Narrativ und dem beruhigenden Gefühl, moralisch richtig zu handeln.

Das Grundprinzip ist simpel:

Wir lehnen Fleisch, Milch und Alkohol ab – aber nur theoretisch. Praktisch erschaffen wir uns eine Scheinwelt, in der wir das Vertraute behalten und lediglich die Zutaten austauschen. Der eigentliche Grund?
Wir haben Angst, nicht mehr dazuzugehören.

Die große Lüge der Ersatzprodukte: Schlimmer als das Original

Wir sind längst an einem Punkt angekommen, an dem die vermeintlichen Alternativen oft gefährlicher sind als das, was sie ersetzen. Doch da sie mit dem „richtigen“ Narrativ vermarktet werden, hinterfragen wir sie kaum.

1. Vegane Fleisch- und Käseersatzprodukte: Eine chemische Zeitbombe

Fleischalternativen bestehen häufig aus hoch verarbeiteten Proteinen, Pflanzenölen und Bindemitteln – ein Cocktail, der alles andere als „natürlich“ ist. Besonders problematisch sind:

  • Transfette & gehärtete Pflanzenöle: Viele vegane Alternativen enthalten industrielle Pflanzenöle wie Sonnenblumen- oder Palmöl, die durch ihre Verarbeitung hochgradig instabil werden.
    Studien belegen, dass Transfette das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 34 % steigern (Harvard School of Public Health, 2015). Darüber hinaus deuten neuere Untersuchungen (Journal of Lipid Research, 2020) darauf hin, dass diese Fette auch mit entzündlichen Prozessen und neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung stehen können – Aspekte, die nicht nur den Körper, sondern auch das mentale Wohlbefinden beeinträchtigen.
  • Hoch verarbeitetes Soja-Protein: Obwohl Soja oft als gesund gilt, deuten Untersuchungen darauf hin, dass isolierte Sojaproteine aus stark verarbeiteten Quellen die Hormonbalance stören können (Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2019).
    Philosophisch könnte man hier argumentieren, dass wir uns von der Natur entfernen, indem wir das ursprüngliche, ganzheitliche Konzept von Nahrung in seine molekularen Einzelteile zerlegen – ein Ansatz, der in der modernen Kultur häufig auf Kosten des „ganzheitlichen Menschseins“ geht.
  • Farbstoffe & Aromen: Um die Illusion von Fleisch oder Käse zu erzeugen, werden künstliche Aromen und Farbstoffe eingesetzt.
    Neuere Forschungsergebnisse (Food Chemistry, 2021) weisen darauf hin, dass diese Zusatzstoffe das Immunsystem irritieren und das Risiko für allergische Reaktionen erhöhen können. Soziologisch betrachtet führt dies zu einem weiteren Vertrauensverlust in die moderne Lebensmittelindustrie, die zwar Fortschritt verspricht, dabei aber die natürlichen Prozesse missachtet.

2. Alkoholfreier Wein und Bier: Zucker statt Alkohol – ein schlechter Deal

Alkohol gilt als „böse“, also setzen wir auf alkoholfreien Wein und Bier. Doch was steckt dahinter?

  • Alkoholfreier Wein enthält im Schnitt 5–8 g Zucker pro 100 ml – vergleichbar mit Softdrinks (Deutsches Institut für Ernährungsforschung, 2023).
  • Alkoholfreies Bier greift häufig zu künstlichen Süßstoffen und Verdickungsmitteln, um die fehlende Textur zu kompensieren.
  • Studien belegen, dass Zucker mindestens ebenso süchtig macht wie Alkohol, da er das Belohnungssystem im Gehirn stimuliert (Yale University, 2021).
    Auf mentaler Ebene zeigen Studien (Psychopharmacology, 2020), dass übermäßiger Zuckerkonsum mit einer erhöhten Rate von Depressionen und Angstzuständen korreliert – was wiederum das soziale Verhalten und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigt. Philosophisch stellt sich hier die Frage, ob wir nicht in einer Gesellschaft leben, in der das Streben nach einem „guten Gefühl“ uns letztlich in eine Abhängigkeit von künstlichen Belohnungsmechanismen treibt.

Wir ersetzen also den vermeintlich „bösen“ Alkohol mit einer Zuckerschock-Alternative – und fühlen uns dabei moralisch überlegen.

3. Pflanzenmilch: Ökologisches Desaster im grünen Gewand

Milch gilt als problematisch – also greifen wir zu Hafer-, Mandel- oder Sojamilch. Klingt zunächst gut, bis man die Fakten kennt:

  • Mandelmilch: Rund 80 % der Mandeln für die pflanzliche Milchproduktion stammen aus Kalifornien, wo für den Anbau pro Mandel unfassbare 12 Liter Wasser verbraucht werden (Environmental Research Letters, 2022).
  • Sojamilch: Der Sojaanbau ist einer der größten Treiber der Regenwaldzerstörung in Brasilien (WWF, 2023).
  • Hafermilch: Viele Produkte enthalten industriellen Zuckerzusatz, um den Geschmack zu optimieren.
    Aus soziologischer Perspektive zeigt sich hier, dass die Modernisierung von Ernährung auch eine ökologische Entfremdung zur Natur mit sich bringt. Philosophen wie Hans Jonas mahnen uns, dass unser Streben nach dem „guten Gefühl“ im Konsum letztlich in einer Entkopplung von den natürlichen Lebensgrundlagen resultiert.

Wir retten angeblich die Kühe – dabei ruinieren wir den Planeten durch exzessive Wasser- und Energieverschwendung.

Der wahre Grund: Die Angst vor sozialer Ausgrenzung

Warum trinken Menschen also alkoholfreien Wein? Warum müssen vegane Ersatzprodukte die gleichen Namen wie die Originale tragen? Die Antwort ist so einfach wie unangenehm:

Wir haben Angst, am Rande der Gesellschaft zu stehen.

1. Das psychologische Prinzip der Gruppenzugehörigkeit

Menschen sind soziale Wesen. Ein Glas Wein in der Hand zu halten, signalisiert Zugehörigkeit. Wer nur Wasser trinkt, fällt auf. Wer kein Fleisch isst, aber trotzdem ein „Steak“ bestellt, sagt damit: „Ich gehöre trotzdem dazu.“

  • Eine Studie der University of Oxford (2022) zeigt, dass Menschen eher bereit sind, inkonsequente Entscheidungen zu treffen, wenn sie dadurch soziale Akzeptanz erhalten.
  • Alkoholfreier Wein dient nicht primär der Gesundheit – er ist eine soziale Krücke, ein Mittel, um dem Stigma des „Spaßverderbers“ zu entgehen.
    Aus psychologischer Sicht spielt hier das Bedürfnis nach sozialer Integration eine zentrale Rolle – so wie Erik Erikson in seiner Theorie der psychosozialen Entwicklung betont, ist das Gefühl, dazuzugehören, ein wesentlicher Bestandteil der Identitätsbildung.

2. Warum vegane Ersatzprodukte nach Fleisch schmecken müssen

Auch hier wirkt es so: Niemand will beim Grillen eine Aubergine essen, wenn alle anderen ein Steak genießen. Ein Fake-Burger muss möglichst echt aussehen und schmecken, damit man sich weiterhin als Teil der Gruppe fühlt.

  • Wer wirklich kein Fleisch essen will, benötigt auch kein „Steak“.
  • Wer wirklich keinen Alkohol trinken will, sollte auf den „Wein“ verzichten.
  • Wer wirklich keine Milch will, sollte sich nicht hinter einem Milchersatz verstecken.
    Die Philosophie von Jean-Paul Sartre und anderen Existenzialisten erinnert uns daran, dass Authentizität bedeutet, zu seinen Entscheidungen zu stehen – selbst wenn das bedeutet, aus der Masse auszustechen. Wir wählen oft den bequemen Weg, um nicht von der Gesellschaft „ausgegrenzt“ zu werden.

Stattdessen klammern wir uns an die Namen und Symbole, weil sie uns ein gutes Gefühl geben – und uns glauben lassen, wir hätten eine Entscheidung aus Überzeugung getroffen.

Gefährliche Illusionen – Ideologie schlägt Vernunft

Wir haben uns eine Ersatzwelt erschaffen, in der wir das Unbequeme ausblenden und durch „moralisch korrektere“ Alternativen ersetzen – ohne zu merken, dass diese oft schlimmer sind als das Original.
Der größte Irrtum dabei: Wir glauben, aufgeklärter, nachhaltiger und gesünder zu sein – dabei folgen wir nur einer gut vermarkteten Illusion.

Es geht nicht um Nachhaltigkeit oder Ethik allein. Es geht um Zugehörigkeit und das gute Gefühl, ohne Risiko dazuzugehören.
Ideologie schlägt Vernunft – und das mit einem verdammt guten Gefühl.

Von echtem Zucker zu künstlicher Süße – und warum wir uns selbst betrügen

Die Geschichte der Ersatzprodukte endet nicht beim Fleisch, Käse oder Wein. Sie geht viel tiefer – bis hin zu unseren Grundnahrungsmitteln.
Früher war Limonade ein einfaches Getränk: Wasser, Zucker, Zitronensaft. Heute gleicht Limonade einem chemischen Labor:

  • Zucker wird durch künstliche Süßstoffe ersetzt, die das Gehirn austricksen und den Insulinspiegel beeinflussen.
  • Kaffee wird mit Süßstoffen „kalorienfrei“ gemacht – doch das Verlangen nach Süßem bleibt bestehen.
  • „Zero Sugar“ bedeutet nicht zwangsläufig „besser“, sondern häufig nur „künstlicher“.
    Eine Meta-Analyse der Yale University (2022) zeigt, dass Süßstoffe wie Aspartam und Sucralose nicht nur das Hungerempfinden steigern, sondern langfristig auch den Stoffwechsel negativ beeinflussen – was auf lange Sicht auch mentale Belastungen durch metabolische Dysbalancen begünstigen kann.

Von Innereien zu Vitaminpillen – Warum wir echte Nährstoffe durch Fake-Nährstoffe ersetzen

Früher aßen wir Innereien – Leber, Herz, Nieren – vollgepackt mit Vitaminen, Mineralstoffen und gesunden Fetten. Heute:

  • Ekeln wir uns vor Innereien, doch schlucken dafür künstliche Vitaminpräparate.
  • Verteufeln wir Fett, während wir Omega-3-Kapseln aus der Apotheke einnehmen.
  • Vermeiden wir natürliche Cholesterinquellen, während wir Nahrungsergänzungsmittel konsumieren, um genau das zu ersetzen, was wir aus der Ernährung verbannt haben.
    Studien der Harvard Medical School (2023) belegen, dass Vitamin A und B12 aus tierischen Quellen bis zu zehnmal besser vom Körper verwertet werden als synthetisch zugesetzte Varianten. Soziologisch betrachtet, reflektiert dies unsere moderne Tendenz, das Natürliche abzulehnen und uns stattdessen auf technologische, „optimierte“ Lösungen zu verlassen – ein Umdenken, das in philosophischen Diskursen oft als Verlust der „natürlichen Lebenskunst“ kritisiert wird.

Echte Nahrung oder künstliche Illusion?

Ob Fleischersatz, Süßstoffe oder Vitaminpillen – das Muster bleibt gleich:

  1. Wir verteufeln das Natürliche (Zucker, Fleisch, Innereien, Fett).
  2. Wir ersetzen es durch moderne Alternativen (Süßstoffe, vegane Chemieprodukte, Nahrungsergänzungsmittel).
  3. Wir fühlen uns gut, weil wir glauben, die bessere Entscheidung getroffen zu haben – obwohl das Gegenteil oft der Fall ist.

Was bleibt am Ende?

Die Erkenntnis, dass wir uns selbst betrügen.

  • Wer sich wirklich gesund ernähren will, braucht keine künstlichen Süßstoffe – er lernt, mit weniger Zucker zu leben.
  • Wer echte Nährstoffe aufnehmen möchte, sollte nicht auf Pillen zurückgreifen, sondern die natürlichen Quellen schätzen.
  • Wer konsequent ist, verzichtet auf Fake-Produkte und steht zu seinen Entscheidungen – ganz ohne Kompromisse.

Denn letztlich gilt:
Ideologie schlägt Vernunft – und das mit einem verdammt guten Gefühl.

Persönlicher Nachtrag

Manche mögen sich fragen: Wie passt das zusammen? Einer, der bis 21 keinen Alkohol getrunken hat, verkauft heute Gin und Brandy? Einer, der sich bei Tieren für eine gesunde Ernährung einsetzt, hat sich eines Tages selbst dem Alkohol und Tabak geöffnet? Wie kann jemand, der Gifte in seinem und unseren Haustieren ablehnt, selbst Gift verkaufen und dazu rauchen?

Die Antwort ist einfach: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden.“ – frei nach Konrad Adenauer. Anders ausgedrückt: Ich habe keine Angst, zu meinen Entscheidungen zu stehen.

Der wahre Grund, warum ich als Jugendlicher keinen Alkohol getrunken habe, war kein moralisches Dogma, kein Gesundheitsfanatismus, kein Versuch, besser als andere zu sein. Es war viel simpler – und viel menschlicher:

Ich habe eine panische Angst davor, mich zu übergeben.

Das ist mein persönliches Armageddon. Mein Albtraum. Während andere Angst vor Kopfschmerzen nach einer durchzechten Nacht haben, war für mich der Gedanke unerträglich, die Kontrolle zu verlieren. Deshalb habe ich weder geraucht noch getrunken – nicht aus Prinzip, sondern aus tiefstem Eigeninteresse.

Doch dann kam die Welt.

Ich habe die Welt bereist – nicht als Pauschaltourist, sondern mit dem Rucksack, ohne Sicherheitsnetz. Ich habe bei und mit den Menschen gelebt und in manchen Ländern auch gearbeitet. Erst England (unter Indern), dann Australien, dann Thailand, dann Singapur – immer inmitten der Menschen. Keine All-inclusive-Resorts, sondern das wahre Leben, das echte Essen, die authentischen Aromen. Und genau diese Neugier, die mich in fremde Länder zog, war es auch, die mich dazu brachte, meine Angst zu überwinden. Es war ein großer Schritt, vom Dorf in die Welt – aufgewachsen mit dem Mantra: „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht.“

In dieser Zeit habe ich verstanden, dass Genuss nichts mit Kontrollverlust zu tun haben muss. Dass der Rausch nicht das Ziel ist, sondern die Wahrnehmung. Dass sich Aromenwelten im Alkohol auf eine Weise entfalten, wie sie in keiner anderen Form existieren – und dass man die Grenzen einhalten kann, ohne die Erfahrung zu verlieren.

So habe ich mich in die Aromenwelt gestürzt, viel gelesen und vieles probiert. Ich habe mir den Herstellungsprozess genau angesehen und so viele Destillerien besucht, wie es mir möglich war. Mich haben die Unterschiede fasziniert, wie man ein und dasselbe Produkt – beispielsweise Whiskey – in verschiedenen Ländern herstellt und interpretiert. Mich interessiert dabei auch immer die Geschichte hinter dem Produkt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich von meinen eigenen Produkten träumte und diesen Traum gemeinsam mit meiner Frau umsetzte. Dabei spielen oft die Geschmackserinnerungen aus meiner Kindheit, etwa beim Nippen an Großvaters Glas, eine wichtige Rolle.

Doch eine weitere Lektion habe ich gelernt – und sie war fast noch wichtiger:
Nicht alles ist für jeden gemacht.

In Australien habe ich hautnah erlebt, wie Alkohol die Aborigines zerstört – ein Gift, das ihnen von außen aufgezwungen wurde, ohne dass ihre Körper je die Chance hatten, sich evolutionär anzupassen. Doch ich habe auch gesehen, wie sie auf natürliche Weise Pflanzen rauchten, was mir nach einem einzigen Zug sofort zeigte: „Hier ist für mich Schluss – das verträgst du nicht.“
Das war der Moment, in dem mir endgültig klar wurde:

  • Nicht alles, was der eine verträgt, ist auch für den anderen gut.
  • Wir alle sind an eine natürliche Welt angepasst – aber wir alle vertragen die künstliche Welt nicht.

Zigaretten habe ich nie geraucht – nicht, weil ich generell gegen Tabak bin, sondern weil industriell hergestellte Zigaretten nicht mehr reiner Tabak sind, sondern ein chemisches Produkt, das mit Menthol und Zusatzstoffen manipuliert wird. Jedoch haben mich Tabak in Zigarren und Pfeifen fasziniert. Ich erinnere mich an einen Großonkel, der Zigarren rauchte – niemand konnte den Duft ertragen, ich liebte ihn, ob direkt oder der kalte Rauch. So war eines Tages der Drang zu schmecken größer als die Angst. Dennoch habe ich mich auch hier intensiv damit beschäftigt, wie und warum man raucht. Daraus ist noch keine Marke geworden – aber schauen wir mal.

Wenn wir rauchen, dann sollten wir wissen, was wir rauchen. Wenn wir trinken, dann sollten wir wissen, was wir trinken.

Ich bin offen für die Welt – aber ich verliere dabei nie meine Identität.
Und genau deshalb stehe ich zu dem, was ich tue. Ich schreibe nicht über Alkohol, weil ich in meiner Jugend etwas nachholen muss, sondern weil ich mehr über Gin, Brandy und Weinschorle weiß als viele, die seit ihrer Jugend trinken.

Ich bin kein Umfaller. Ich bin ein Entdecker und Seeräuber. Und genau das ist der Unterschied.

Im Kopf rebellisch, im Herzen gesellig.

Der Seeräuber Kai am Kupferkessel und prüft wie sich der Sud entwickelt
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