BÖCKINGEN

Die Heimat des Seeräubers

Böckingen - eine wechselhafte Geschichte

Rebellisch schon lange vor dem Jahr 767

Die ersten Besiedlungsspuren der fruchtbaren Neckarauen kann man
schon mit Funden von 4000 v. Chr. belegen. Der erstaunlichste Fund ist der sogenannte „Böckinger Urapfel“. Dieser Apfel wurde in einer Feuerstelle aus der frühneolithischen Zeit gefunden und ist einer der ältsten Funde. Diese frühe Siedlung war schon im Raum der Klingenberger Straße ansässig, also vor 7500 Jahren. Man kann nachweisen, dass dieser Teil durchgehend auch in der Zeit der Kelten besiedelt war.

Dann errichteten auch um 85/90 n. Chr. die Römer ein Kastell in Böckingen. Dies beherbergte Truppen für den Neckar-Odenwald-Limes.  Dies kann zweifelsfrei durch einen römischen Altarstein des Publius Nasellius Proclianus, Centurio der 8. Augustinischen Legion, Befehlshaber der 1. Kohorte der Helvetier für den Exerzierplatz nachgewiesen werden. Dieser wurde im heutigen Gebiet des
Sonnenbrunnes gefunden und war der Mithras geweiht, der Schutzgöttin der Auxiliarreiter. Mit den Römern kam dann auch der Wein nach Böckingen und so blickt Böckingen auf fast 2000 Jahre Weingeschichte zurück.

Nach den Römern gehörte Böckingen, was unter Backingen oder Beckingen
bekannt war zum alemannischen Siedlungsbereich. Hier soll der Name auf den alemannischen Fürsten Baco zurück zu führen sein. Auch hier konnte man die Bedeutung durch viele Grabfunde aus dem 4. und 5. Jahrhundert nachweisen.

Als die Alemannen gegen die Franken im Jahr 496 verloren kam es in der sogenannten fränkischen Landnahme unter Fränkisches Hoheitsgebiet. Auch hier kann man in vielen Gräberfunden mit reichhaltigen Grabbeigaben einen hohen Besiedelungsgrad festhalten. Dass die Ansässigen nicht nur friedlich waren muss man durch die Lanzen-, Schilde- und sonstige Waffenfunde und Massengräber annehmen.

Die Böckinger auf großer Fahrt

Erste Urkundliche Erwähnung

In einer Schenkungsurkunde vom 25. Juli 767 im Lorscher Codex
wurde dann Böckingen erstmals urkundlich genannt. Hier wurden auch ausdrücklich Weingärten in der Schenkungsurkunde erwähnt. In späteren Urkunden wurde auch eine Kirche genannt, so verschenkte wohl ein Gaugraf des Kochergaus eine Basilika in Böckingen.

Auch eine Burg wurde 1140 im Hirsauer Codex genannt, welche dem Geschlecht der Herren von Böckingen gehörte. Deren Wappen deutet auf eine verwandtschaftliche Beziehung zu den noch immer existierenden Herren von Neipperg hin. Im Jahre 1342 wurde dann aber Burg und Vogtei an die freie Reichsstadt Heilbronn verkauft. Ab hier war man vom wohl und weht der Stadträte, welche meist aus Patrizierfamilien stammten, zu Heilbronn abhängig. Hier wurde auch erstmals urkundlich der Böckinger See erwähnt.

Der Bauernkrieg

Dass diese Abhängigkeit nicht immer von den Böckingern gern gesehen war, kann man in der Rolle von maßgeblich Führern während des Bauernkrieges sehen. Hier sind die Schwarze Hofmännin und Jäcklein Rohrbach zu nennen, welche bekannte Anführer, mit wenig rühmlichen Taten und dann auch Ende, sind. Auch alle Böckinger zahlten einen hohen Preis, durch das Niederbrennen fast des gesamten Dorfes. Hier rührt auch wohl
für viele die rebellische Art der Böckinger her. Man sagt dem Böckinger nach, er lässt sich nicht alles von der Obrigkeit gefallen.

Bild meines Großvater Karls bei der Getreideernte

Eigenständigkeit ab 1803

Nach Abschaffung der Leibeigenschaft wurde auch Böckingen wieder
eine eigenständige Gemeinde, tief geprägt durch seine landwirtschaftliche Kultur, tat sich Böckingen aber mit der eintretenden Industrialisierung schwer. Jedoch konnte man sich dem Wandel nicht ganz verschließen und so wandelte sich Böckingen vom Bauern- und Weingärtnerdorf zu einer Arbeitergemeinde. So wuchs die Gemeinde auch durch Zuzug auf über 10.000 Bewohner an.

Mit der Zahl an Bewohnern ließ auch eine Brauerei nicht lange auf sich warten und so etablierte sich neben Heilbronn doch eine große Gemeinde, welche sogar 1919 das Stadtrecht verliehen bekommen hat. Mit der Eingemeindung 1933 nach Heilbronn verlor man aber wieder seine Eigenständigkeit, aber noch immer steht Böckingen als größter Stadtteil von Heilbronn immer noch rebellisch der Stadt gegenüber.

Durch seine wechselhafte Geschichte und seine ländliche Prägung ist Böckingen schon immer gesellig und bis heute schließt gerne ein Böckinger den Laden zu… aber man sollte den Böckinger nicht übervorteilen wollen, hier kann er auch dann seiner rebellischen Seite zeigen.

Wir wollen deinen Kopf ins Abenteuer und deinen Gaumen auf Entdeckungsreise schicken.