Kinderspiele im Wandel der Zeit, am Beispiel "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann"

Kai Nagel

Da sitzt man nichts ahnend bei einem Abendessen mit seiner 7-jährige Tochter und wird auf einmal gefragt: „Papa, warum muss man denn vor schwarzen Hunden Angst haben?“ Ich habe die Frage nicht ganz verstanden und zurückgefragt: „Warum oder wer dies gesagt hat?“ Es kam heraus, dass sie in der Schule das Spiel „Wer hat Angst vor dem schwarzen Hund“ gespielt haben. Mir war gleich klar, dass man hier wieder aus Gutmenschentum ein Spiel, ohne den Hintergrund zu kennen, umgedeutet hat und Kindern mehr Fragezeichen und Vorbehalte eingeübt hat. Wobei das Spiel diese aus der Historie heraus eher bekämpfen sollte, wie verstärken. Das dieses nicht Wissen und Kümmern der Hintergründe solcher Spiele, im Besonderen bei Pädagogen im Moment passiert, finde ich bedenklich. Deshalb hier mal eine Spuren suche, wo kommt das Spiel her, was soll man daraus lernen? Anschließend gleich die Frage, und warum kann man heute das Kinderspiel nicht mehr „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann“ nicht mehr nennen?

Die Geschichte des Kinderspiels

Das Kinderspiel "Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann" ist ein traditionelles Fangspiel, das bereits seit vielen Jahrhunderten in verschiedenen Kulturen weltweit bekannt ist. Der Ursprung des Spiels ist allerdings nicht eindeutig geklärt und es existieren verschiedene Theorien zur Herkunft, jedoch keine deutet auf eine Hautfarbe hin.

Eine mögliche Erklärung des Kinderspiels geht zurück bis ins Mittelalter, als Schwarze Pest und Hexenverfolgung die Gesellschaft in Angst und Schrecken versetzten. In dieser Zeit soll das Spiel als eine Art Rollenspiel entstanden sein, in dem ein Kind den "schwarzen Mann" verkörperte und die anderen Kinder vor ihm fliehen mussten. Der "schwarze Mann" soll dabei als Symbol für die Gefahren und Bedrohungen der damaligen Zeit gestanden haben.

Die Erklärung mit der Pest ist die wahrscheinlichste, denn die Gefahr der Krankheit, welche auch „der schwarze Tod“ genannt wird, war sehr real. Auch das man durch Berührung einer der Fänger in die Gruppe der „Schwarzen Männer“ kommt zeigt das die Gefahr des „Schwarzen“ etwas ansteckendes sein müsste.

Eine andere Theorie

Eine andere Theorie besagt, dass das Spiel im 19. Jahrhundert in England entstand und dort als "Black Man" bezeichnet wurde. In dieser Zeit war es üblich, dass Bedienstete in schwarzen Uniformen arbeiteten, wodurch die Farbe Schwarz mit einer gewissen Autorität und Macht verbunden war. Es wird vermutet, dass das Spiel als eine Art Rebellion gegen diese Autorität entstand, indem Kinder sich bewusst gegen den "schwarzen Mann" auflehnten.

In Deutschland wurde das Spiel unter dem Namen "Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann" noch einmal im 20. Jahrhundert bekannt. Hier stand die Farbe Schwarz vor allem für das Böse und Unheimliche, wodurch das Spiel zu einer Art Mutprobe wurde. Die Kinder mussten ihre Ängste überwinden und sich dem "schwarzen Mann" stellen, um zu beweisen, dass sie keine Angst hatten, denn die Gefahr der Pest war dann nicht mehr so real und man wollte den pädagogischen Sinn umdeuten.

Wie sieht man das Spiel heute

Mit Einzug der „political correctness“ wird das Spiel nicht mehr so häufig gespielt wie früher, da es in einigen Kreisen als rassistisch oder diskriminierend angesehen wird. Der Begriff "schwarzer Mann" wird oft als negativ konnotiert wahrgenommen und als beleidigende Rassistische, die Hautfarbe kolportierendes Spiel, empfunden. Dies kann aber in keiner Quelle des Spieles gefunden werden. Viel mehr kann man sagen, dass das Spiel nichts mit Rassismus zu tun hat und dass es lediglich eine kindliche Tradition ist, die unabhängig von der Hautfarbe des Spielers ist, eher verschiedene Ängste oder Gefahren widerspiegeln soll.

So kann es Helfen den Begriff „Mann“ weg zu lassen, um auf Ängste oder Gefahren im Allgemeinen hin zu weisen. Es hilft nicht, dass man es als „wer hat Angst vor dem schwarzen Hund“ umdeutet, denn dies kann zu neuen Problemen führen. Kinder könnten so erlernen, dass ein schwarzer Hund eine Gefahr bedeutet und man davor wegrennen muss. Dies ist im Besonderen bei Hunden eine doofe Idee, denn wenn jemand rennt, kann der friedlichste Hund auf einmal die Verfolgung des Kindes aufnehmen. Der Ausgang dabei ist ungewiss, auf jeden Fall für das Kind nicht gut.

Fazit

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Spiel "Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann" eine lange Geschichte und eine vielschichtige Bedeutung hat. Es steht sowohl für die Ängste und Sorgen vergangener Zeiten, als auch für die Mutproben und Herausforderungen, die Kinder auch heute noch bewältigen müssen. So sollte und kann man das Spiel heute noch spielen, sollte es aber begleiten, was man besonders von einem/einer Pädagogen/Pädagogin erwarten sollte.

düsteres Bild mit Totenkopf
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