Was ist ein Bathtub Gin?
Hier kannst du den Artikel teilen
Fusel, Schwarzgebrannter, Moonshine, Samogon: Hinter diesen Bezeichnungen verbirgt sich selbst gebrannter Alkohol. Zu dieser Spirituosengattung gehört auch der Bathtub Gin. Doch wieso hat er einen derart seltsamen Namen, und was hat nun die Badewanne damit zu tun?
Als Alkohol verboten war
Die Bezeichnung “Bathtub Gin” stammt aus der Zeit der Prohibition in den Vereinigten Staaten. Die Ära, die von 1920 bis 1933 dauerte, zeichnete sich durch ein Alkoholverbot aus. Allerdings waren die Amerikaner allzu trinkfreudig, sodass dieses Verbot kaum eingehalten wurde.
Obwohl alkoholische Getränke offiziell verboten waren, ließ man sich in den “Goldenen Zwanzigerjahren” die Lust am Feiern nicht nehmen. Zahlreiche Innovationen, mitreißende Musik, tolle Mode und eine neue Lebensfreude waren für diese 13 Jahre zu Anfang des 20. Jahrhunderts ebenfalls charakteristisch. Gangs in Großstädten wie Chicago waren dafür bekannt, dass sie die Bevölkerung mit speziellen Bottichen versorgten, in denen man kleinere Alkoholchargen bequem zu Hause herstellen konnte.
Das Geschäftsmodell war denkbar einfach: Die Gangster überwachten die Herstellung des Alkohols, kauften ihn billig auf und verkauften ihn dann an die Speakeasys in New York und Chicago weiter. Somit war der Bathroom Gin nicht nur eine Notwendigkeit, sondern in erster Linie eine überaus lukrative Einnahmequelle für die aufstrebenden Mobster.
Heute ranken sich allerlei Legenden um die Ära der Prohibition. Ein Beispiel hierfür ist F. Scott Fitzgeralds Roman “Der große Gatsby”, der bis heute nichts an seiner Attraktivität eingebüßt hat und immer noch zum Träumen verleitet. Auch in vielen Spielfilmen findet Bathtub Gin Erwähnung.
Warum denn Bathtub?
Die Herkunft des Namens lässt sich einfach erklären: Da die Bottiche, in denen der Alkohol gebrannt wurde, zu groß für die Küchenspüle waren, wurden sie kurzerhand in die Badewanne gesteckt – daher auch die Bezeichnung “Bathtub Gin”.
Andere Quellen aus jener Zeit wiederum behaupten, der Alkohol sei tatsächlich in riesigen Mengen in Badewannen hergestellt worden. Wie dem auch sei: Der Name hat sich eingebürgert und feiert derzeit ein echtes Revival.
Außerdem handelte es sich beim Bathtub Gin gar nicht unbedingt um Gin. Jede im häuslichen Umfeld hergestellte Spirituose wurde so genannt. Der Bathtub Gin ist nicht mit dem Moonshine zu verwechseln, der in geheimen Brennereien mithilfe von Brenngeräten hergestellt wurde. Der schwarzgebrannte Alkohol schmeckte oftmals dermaßen schlecht, dass er von den Barkeepern in den Speakeasys mit allerlei Zutaten vermischt wurde, die den Geschmack überdecken sollten. Die Zugabe von Limonade, Fruchtsäften, Sirup und Obst stammt aus dieser Zeit und hat erheblich zur Entwicklung vieler Cocktails beigetragen, die heutzutage auf jeder Getränkekarte zu finden sind.
Die Schwarzbrennerei heute
In vielen Ländern hat sich die Tradition des Schwarzbrennens bis heute erhalten. Zu diesen gehören in erster Linie Polen und Russland – beides Länder, in denen besonders viel Wodka konsumiert wird. Da Wodka in der Sowjetunion in bestimmten Jahren Mangelware war, sah sich die Bevölkerung gezwungen, den Kornschnaps zu Hause zu brennen.
Heute mangelt es zwar nicht mehr an Wodka in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, doch der Brauch ist nach wie vor weit verbreitet und stellt heutzutage eher ein Hobby als eine Notwendigkeit dar.
Ableforth´s Bathtub Gin
Die Wahlheimat des Gin ist ja bekanntlich das Vereinigte Königreich. Eigentlich wurde die bittere Wacholderspirituose von einem belgischen Arzt erfunden, doch erst unter den Briten und als Teil des Gin and Tonic konnte sich das Getränk auch weltweit behaupten.
Die britische Brennerei Abelforth´s führt die Gin-Tradition weiter und stellt seit 2011 einen ganz besonderen Gin her. Nicht nur heißt er “Bathtub Gin” – er wird auch nach allen Regeln der Schwarzbrennkunst hergestellt.
Was genau unterscheidet einen Bathtub Gin von einem gewöhnlichen Gin?
Beim Bathtub Gin handelt es sich um einen sogenannten Compound Gin. Als Basis für den Compound Gin dient eine Spirituose mit mindestens 37,5 % Alkohol. Am häufigsten wird Wodka genommen, da er geschmacks- und geruchsneutral ist.
Beim Compound-Verfahren werden Botanicals zur neutralen Basis-Spirituose hinzugegeben und anschließend herausgefiltert. Bei der Herstellung eines herkömmlichen Gins werden zuerst Wacholderbeeren im Wodka eingelegt, bevor das Ganze einem Destillationsverfahren unterzogen wird.
Bathtub Gin selbst machen
Es spricht nichts dagegen, selbst Hand anzulegen und sich als Gin-Brenner zu versuchen. Das Compound-Verfahren eignet sich perfekt hierfür, da der Gin nicht eigentlich gebrannt werden muss. Wacholderbeeren gehören zwar unbedingt in jeden Gin, damit dieser sich auch so nennen darf, doch bedeutet dies nicht, dass man nicht mit vielen anderen Botanicals herumexperimentieren darf. Botanicals existieren in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Beliebt sind herbe Zutaten wie Salbei, Basilikum, Koriander, Oregano, Muskat, Safran und Lavendel oder spritzig-fruchtige Botanicals wie Orange, Grapefruit, Limette, Zitrone und Bergamotte.
Die Botanicals werden dem Wodka hinzugefügt, anschließend lässt man die Mischung ein paar Tage langziehen. Am besten ist es, wenn man das Gefäß mit dem Wodka und den Botanicals im Dunkeln aufbewahrt. Allerdings sollte es nicht allzu kalt sein, da Wärme bei der Entfaltung der Aromen hilft. Sobald der gewünschte Geschmack erreicht ist, seiht man das Ganze in eine saubere Flasche ab.
Bild von Peter H auf Pixabay