Was ist ein Compound Gin

Kai Nagel

Da ein Compound Gin auch Bathtub Gin genannt wird, fügt sich in vielen Menschen mit ein wenig Phantasie schon die richtige Definition zu diesem besonderen Getränk zusammen.

Zu Zeiten der Prohibition wurden die Menschen erfinderisch, wie sie in ihren privaten Räumen ihre Genussmittel im Kaltverfahren herstellen konnten. Aus der Zeit stammt auch die Idee für die Herstellung des Compund Gin. Er lässt sich in einfachen Gefäßen mit wenigen Aromastoffen und haushaltsüblichen Utensilien zu einem wunderbaren Genussmittel zusammenfügen.

Ein Compound Gin beschreibt somit keinen bestimmten Gin Typ sondern das Herstellungsverfahren. Um selber einen Compound Gin zu produzieren, muss man kein Meister sein.

Die Basics

Als Basisalkohol zur Herstellung eines Compound Gin kann ein Wodka verwendet werden. Der Vorteil gerade am Wodka ist, dass er einen sehr neutralen Geschmack und Geruch hat und sich leicht mit Aromen anreichern lässt. Da ein Gin kein Gin ist, wenn er nicht mindestens 37,5% Alkoholgehalt hat, sollte auch beim Basisalkohol dieser Wert nicht unterschritten werden. Zudem gibt es sogar eine EU-Richtlinie, die besagt, dass beim Destillieren oder Ansetzen eines Gin einen Mindestalkoholgehalt von 37,5% vorschreibt.
Der Compound Gin wird im Kaltverfahren (Mazerationsverfahren) hergestellt. Das bedeutet, dass dem reinen Alkohol seine gewählten Botanicals direkt hinzugefügt werden und durch das reine Schwimmen im Alkohol seine Aromastoffe abgeben. Die Zellwände der Botanicals werden durch den Reinalkohol aufgespaltet und geben so die Aromen ab. Um das Aroma zu verstärken, können Botanicals zerkleinert oder ausgepresst zum Alkohol hinzugefügt werden. Ein Muss für jeden Gin sind selbstverständlich die Wacholderbeeren. Es erfolgt keine nachträgliche Destillation.

Damit ist dieser besondere Gin, der aber auch wenig spektakulären Charakter hat, schon beinahe Verzehrfertig. Die notwendigen Utensilien zum Filtern und Abfüllen müssen natürlich vorab besorgt werden. Es empfiehlt sich, ein grobes Sieb einen Filter mit eingelegtem Kaffeefilter und Glasfalschen zur Hand zu haben.

Zur Anrichtung und Lagerung sollten noch weitere Dinge berücksichtigt werden.

Da der Compound Gin im Kaltverfahren hergestellt wird, hat er eine eher oft weniger ansprechende Farbe. Jeder, der schon einmal einen guten Gin getrunken hat weiß, dass er sehr klar und rein anzusehen ist. Durch die fehlende Destillation bleibt der Compound Gin aber eher gelblich bis bräunlich und nebelig-trüb.

Es empfiehlt sich daher, den Gin sorgfältig und fein zu filtern. Das klart zum einen die Farbe ein wenig auf und zum anderen werden die hinzugefügten Botanicals herausgefiltert. Es kann sehr hübsch aussehen, wenn der ein oder andere Aromastoff noch in erkennbarer Form in der Flasche oder im Glas zu sehen ist. Allerdings verstärkt sich durch die nicht aufhaltbare Aufspaltung der Zellwände der Aromastoffe durch den Reinalkohol, die Abgabe der Aromastoffe an den Gin. Hat man nun nicht vor, den gesamten eigens hergestellten Gin in sehr kurzer Zeit zu genießen, verstärken sich die verwendeten Aromen täglich mehr. Einige gewählte Botnicals könnten mit der Zeit bitter werden, oder scharf und zu einem weniger schmackhaften Ergebnis führen.

Einen Compound Gin wird es nicht im Supermarkt geben. Durch das Hinzufügen der Botanicals im eigenen Ermessen, wird jeder Gin aus eigener Herstellung einen individuellen Geschmack aufweisen. Sehr wahrscheinlich wird es keine weitere eigene Produktion geben, die genau so schmeckt, wie die vorangegangene. Das macht den Compound Gin jedes Mal einzigartig.

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