Welches Glas für einen Gin Tonic

Kai Nagel

Selbstverständlich kann jedes beliebige Glas zum Trinken eines Gin Tonic benutzt werden. Aber wer auf Geschmack im eigentlichen Sinne Wert legt, kommt nicht umhin, das richtige Glas zu verwenden.

Geschmack zeigt sich auf zwei verschiedene Weisen. Zum einen, indem etwas mundet, schmeckt und genossen wird. Das ist die unsichtbare, ganz persönliche Seite des Geschmacks. Zum anderen gibt es noch den Geschmack, der auch als Stil bezeichnet werden kann. Diese Seite ist die nach außen gekehrte, die auch andere sehen. Wer Geschmack hat, der bedient also automatisch beide Perspektiven, die eigene und die fremde.

Nur weil etwas schmeckt, bedeutet das nicht automatisch, dass das Beste aus dem Genossenen herausgeholt wurde. Beim geschmackvollen Genießen geht es um die Essenz. Einen Gin Tonic genießen heißt, jede feine Nuance des Getränks zu entdecken und zu schmecken. Dazu braucht es Hilfsmittel: gute Zutaten und das richtige Glas.

Kaffee aus dem Pappbecher. Bier aus der Dose. Mineralwasser aus dem Plastikbecher. Alles ist möglich. Aber nichts davon schmeckt wirklich gut. Das Wesentliche geht dabei verloren. Die Getränke sind keine Genussmittel mehr. Diese Bezeichnung hat schlichtweg jede Bedeutung verloren. Geschmack erfordert also offensichtlich Stil. Stil ist die Basis für Genuss.

Gin – mehr als nur Wacholderschnaps

Der Grundbrand für den Gin wird meist aus Getreide gebrannt, nicht so beim Seeräuber Gin. Der Seeräuber nimmt für seinen Grundbrand einen Weinbrand, hauptsächlich aus der Sorte Lemberger. Dies verleit dem Seeräuber Gin seine charakteristische fruchtige Grundnote. Die weiteren Geschmacksnoten erhält jeder Gin durch seine Aromatisierung mit verschiedenen Gewürzen, Kräuter usw., auch Botanicals genannt, zum einen natürlich durch die Wacholderbeeren und weiteren wie zum Beispiel Koriander. Durch den Zusatz von sogenannten Botanicals wird aus dem Grundbrand ein geschmackvoller Gin. Je nach Brennerei, Marke bzw. Hersteller unterscheiden sich die Zutaten. Die einzige gesetzlich vorgeschriebene Zutat ist 50% Wacholder. Um alle weiteren Zutaten ranken Myhten und Legenden. Beim Seeräuber sind natürlich nur 3 Personen die exakten Zutaten bekannt...

So können der Gin-Herstellung kommen neben Wacholder rund 120 verschiedene Botanicals infrage kommen, mit denen vielseitigste Geschmacksrichtungen erzeugt werden. Der Begriff Botanicals wird auch im Deutschen verwendet. Gemeint sind damit alle Pflanzengruppen, die im Gin vorkommen: Samen, Hülsenfrüchte, Kräuter, Blätter, Rinden, Beeren, Wurzeln und Früchte und auch die Kerne und Schalen von Früchten.

Gin Tonic – ein Klassiker unter den Longdrinks

Gin Tonic ist ein Longdrink, wird aber auch als Highball bezeichnet. Es ist ein Mixgetränk aus Gin, der Basisspirituose, und Tonic Water, einem kohlensäurehaltigen Filler. Das Mischverhältnis variiert von 1:1 bis 1:3 oder höher, je nach Geschmack.

Zubereitet wird Gin Tonic direkt in einem bis oben hin mit frischen Eiswürfeln gefüllten Glas. Gin und Tonic Water werden über die Eiswürfel gegossen und vorsichtig umgerührt. Garniert wird der Drink mit einer Zitronenscheibe, einem kleinen Stück Limette oder einem dünnen Stück Limettenschale.

Das Eis ist wichtig, denn für einen guten Gin Tonic ist die richtige, möglichst niedrige Trinktemperatur entscheidend. Je mehr Eiswürfel im Glas sind, desto weniger schnell schmilzt es. Weil es sich gegenseitig kalt hält. Das Schmelzwasser sollte gering gehalten werden, damit es den Geschmack des Drinks wenig beeinträchtigt. Deswegen dürfen nur Eiswürfel und auf keinen Fall zerstoßenes, crushed Eis verwendet werden. Sowohl das Glas als auch das Tonic Water sollten im Eisschrank vorgekühlt werden.

Damit der Highball seinen vollen Geschmack entfalten kann, sollte er in einem richtigen Gin Tonic Glas zubereitet werden. Ein Gin Tonic braucht Raum, um sein volles Aroma bzw. das seiner Botanicals entfalten zu können. Der Duft der im Alkohol gelösten pflanzlichen Zutaten steigt zunächst in die Nase. Gerade dieser aromatische Duft hat einen großen Anteil am perfekten Geschmack des Drinks. Denn die Aromen gelangen schon vor dem Trinken in die Nase und entfalten zusammen mit der Wahrnehmung als Geschmack den perfekten, runden Drink.

Gin Tonic braucht Raum zur Entfaltung – welches Glas ist richtig?

Die beiden bekanntesten Gläser für Gin Tonic sind der sogenannte Tumbler und das Highball-Glas. Es gibt aber auch noch andere Gläser, die sich ausgezeichnet zur Zubereitung eines Gin Tonics eignen:

  • Highball-Glas: Es ist ein Becherglas für Longdrinks mit einer Füllmenge von 300 bis 400 ml. Das Mischverhältnis in einem solchen Glas sollte 1:3 oder 1:4 sein. Der Gin tritt mengenmäßig und damit auch geschmacklich hinter das Tonic Water zurück. Longdrink-Gläser bieten Platz für den Filler und für Zutaten wie Zitronen- oder Gurkenscheiben.
  • Tumbler: Hierbei handelt es sich um ein Whiskey-Glas, das im Vergleich zum Highball-Glas recht flach ist. Der Tumbler eignet sich für ein Mischverhältnis von 1:1 oder 1:2, bei dem der Gin in den geschmacklichen Vordergrund tritt. Der massive Boden und die relativ dicken Glaswände des Tumblers verhindern ein zu schnelles Schmelzen der Eiswürfel.
  • Martiniglas: Es hat einen langen Stiel und eine relativ große Standfläche. Beides verhindert, dass die Eiswürfel durch die Handwärme zu schnell schmelzen. Das sich nach oben hin weitende Glas ermöglicht es den Botanicals, ihre Aromen zu entfalten.
  • Copa Glas: Es ist bauchig und ähnelt mit seinem großen Volumen dem Ballonglas. Es bietet Platz für Eiswürfel und Zutaten. Das Copa Glas für Gin Tonic findet vor allem in Spanien große Verwendung. Hier wird dem Gin Tonic gerne Gewürze wie Pfeffer, Kardamom oder Hibiskus zugegeben.

Fazit

Es gibt mehr als nur ein Glas, das sich für die Zubereitung eines Gin Tonics eignet. Kenner wissen: Grundsätzlich entscheiden Form und Größe des Glases über die Qualität des Longdrinks. Es gibt aber einige Punkte, die bei der Verwendung aller Gläser gleichermaßen beachtet werden sollten, um ein geschmacklich gutes Ergebnis zu erzielen. Letztendlich ist aber alles eine Frage des Geschmacks und eine Sache des Stils.

  • Das Glas und das Tonic Water sollten vorgekühlt verwendet werden.
  • Das Glas sollte bis zum Rand mit Eiswürfeln, nicht aber mit zerstoßenem Eis gefüllt sein.
  • Das Glas sollte viel Raum zur Geschmacksentfaltung bieten.
  • Soll der Gin geschmacklich im Vordergrund stehen oder handelt es sich um eine milde Gin-Sorte, die hervorgehoben werden muss, bieten sich flachere Gläser an, wie etwa ein Tumbler. Die Mischverhältnisse sollten bei 1:1 oder 1:2 liegen.
  • Soll das Tonic Water Vorrang vor dem Gin haben, bieten sich Longdrink-Gläser an, wie etwa ein Highball-Glas. Die Mischverhältnisse für einen Gin Tonic liegen dann bei 1:3, 1:4 oder höher.
Bildbeispiel für ein Gin Tonic
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